Wenn ihr glaubt, mit selbst hergestellten Kosmetikprodukten gleich ein Vermögen zu sparen, muss ich euch enttäuschen. Darum geht es bei DIY-Kosmetik aber auch gar nicht: Es geht darum, eurem Körper keine schädlichen Zusatzstoffe und teils gefährliche Chemie anzutun und die Umwelt weniger zu belasten, etwa durch das häufig zum Einsatz kommende Palmöl, für das noch immer viel zu viel Regenwald geholzt wird. Dennoch kann ich euch beruhigen: Mit DIY-Kosmetik lassen sich durchaus ein paar Euro im Jahr sparen, auch im Vergleich zu sehr günstigen Industrieprodukten.

Am Beispiel meines selbst hergestellten Lippenbalsams habe ich einmal zum Spaß auf den Cent genau durchgerechnet, wie viel es im Vergleich zu handelsüblichen Lippenpflege-Stiften kostet, nämlich dem klassischen Labello (kostet laut Hersteller 1,69 Euro für 5,5 ml) und dem günstigeren Lippenpflegestift Balea Intensiv von DM (kostet laut DM-Website 0,85 Euro für 4,8 g) sowie dem Naturkosmetik-Lippenbalsam, das ich vorher verwendet habe (kostete 10 Euro für 6 ml) und qualitativ am ehesten an mein eigenes Balsam herankommt.

Vorab: Es geht mir in diesem Artikel nicht um Markenkritik, ich hätte auch entsprechende Produkte anderer Hersteller nehmen können. Es geht mir hier auch nicht um die detaillierte Bewertung der Inhaltsstoffe der genannten Produkte, davon könnt ihr euch selbst ein kritisches Bild machen.

Es geht mir hier lediglich um die Kosten meines selbst hergestellten Lippenbalsams im Vergleich zu gängigen Produkten und die ganz praktische Frage, ob und wie viel Geld ich dadurch jährlich einsparen kann.

Die Rechnung hat natürlich viele Haken in die ein oder andere Richtung: Weder berücksichtige ich mögliche Rabattaktionen der Industrieprodukte noch setze ich Rohstoffe, die ich ohnehin zu Hause habe, mit 0 an, sondern rechne alles grammgenau um. Mein Arbeitsaufwand von 15 bis 20 Minuten fließt auch nicht in die Rechnung ein, mindestens genauso lange bräuchte ich auch für den Weg in die nächste Drogerie beziehungsweise den Mauerpark.

Also los geht’s:

2 TL Bienenwachspastillen kosten geschätzt 0,36 Euro (bei ca. 6 Euro für 100g), 2 TL Jojoba-Öl kosten 1,50 Euro (bei ca. 15 Euro für 100ml), 2 TL Kokosöl kosten 0,10 Euro (bei 1 Euro für 100ml) und 1 TL Honig kostet 0,16 Euro (bei 1,60 für 100g).

Gesamtkosten für 1 Dose DIY-Lippenbalsam: 2,12 Euro

7 TL Inhalt entsprechen 35 ml, da ein TL als 5 ml definiert ist

Relative Kosten für DIY-Lippenbalsam: 0,06 Euro/ml

Ich habe auch für das Lippenbalsam qualitativ sehr hochwertige Zutaten verwendet: Insbesondere bei Jojoba-Öl und Honig gibt es deutliche Qualitäts- und Preisunterschiede. Wenn in einem Industrieprodukt lediglich Honig auf der Zutatenliste angegeben ist, handelt es sich in den wenigsten Fällen um den biozertifizierten Imkerhonig aus Brandenburg (oder eurer jeweiligen Region).

Sicher bekommt ihr das DIY-Lippenbalsam also günstiger, wenn ihr auch an der Qualität der Zutaten sparen würdet. Aber erstens wollt ihr den Balsam ja auf eure Lippen auftragen, zweitens ist meine Rechnung sowieso eher theoretisch, da ich nicht eigens für mein Lippenbalsam Honig und Kokosöl gekauft habe, sondern sowieso immer beides in der Küche habe.

Jojoba-Öl und Bienenwachspastillen waren noch übrigens von meiner letzten Bienenwachstuch-Produktion (für die es bald einen eigenen Artikel gibt) übrig, sodass meine tatsächlichen Ausgaben 0 Euro waren. Aber ich habe euch ja versprochen, es ganz genau wissen zu wollen. Hier also der centgenaue Vergleich.

Preisvergleich:
DIY-Lippenbalsam: 0,06 Euro / ml
Lippenpflege Intensiv von DM: 0,15 Euro / ml*
Labello Original: 0,31 Euro / ml*
Naturkosmetik Lippenbalsam: 1,67 Euro / ml

*) Labello gibt für 5,5ml ein Gewicht von 4,8g an. Bei Balea habe ich nur die Gewichtsangabe von 4,8g gefunden, aber keine Inhaltsangabe. Ich rechne daher ebenfalls mit 5,5ml.

Mein Lippenbalsam kostet also weniger als die Hälfte eines günstigen Lippenpflegestifts, weniger als ein Fünftel einer typischen Industriemarke und ein winziger Bruchteil eines naturkosmetischen Qualitätsprodukts. Doch wie viel spare ich dabei tatsächlich?

Grob überschlagen reicht mein Döschen für ein ganzes Jahr. Dies entspricht ca. 12,72 herkömmlichen Lippenpflegestiften, also großzügig abgerundet etwa einem Stift pro Monat.

Pro Jahr gebe ich in der DIY-Variante also 2,12 Euro für Lippenbalsam aus. 12 Labello-Stifte würden mich 20,38 Euro im Jahr kosten, 12 Balea-Stifte 10,20 Euro im Jahr. Ich spare also 18,26 Euro bzw. 8,08 Euro jährlich für Lippenpflege im Vergleich zu Industrieprodukten. Im Vergleich zu meinem vorherigen qualitativ sehr hochwertigen Lippenbalsam sogar ganze 56,35 Euro im Jahr.

In den nächsten 50 Jahre werde ich also 2817,50 Euro für Lippenpflege sparen 😉 — vom Plastikabfall ganz zu schweigen. Grob geschätzt besteht die Verpackung eines industriellen Lippenpflegestifts nämlich aus 13g Polyethylen. Bei einem Stift pro Monat sind pro Person aus den 13g nach fünfzig Jahren nämlich auch schon 7,8 Kilo geworden, für deren Herstellung 15,6 Kilo beziehungsweise 19,5 Liter Erdöl benötigt werden.