Wer sich schon einmal die Auflistung von Inhaltsstoffen eines normalen Shampoos oder Duschgels angesehen hat, wird sich sicherlich schon gewundert haben: Was bedeuten die ganzen Namen und was machen sie mit meiner Haut?

Faustregel: Je mehr chemische Stoffe ein Produkt enthält, desto größer die Auswirkungen für die Gesundheit und die Umwelt. Werft immer einen kritischen Blick auf die Inhaltsstoffe eines Produktes.

Ich habe mir die Inhaltsstoffe eines normalen Shampoos angeschaut. In der ersten Tabelle unten findet ihr die Auflistung der Stoffe und der dazugehörigen Auflösung der Begriffe. In der zweiten Tabelle habe ich die Inhaltsstoffe einer guten Haarseife genommen. Optisch kann man bereits sehen, dass in einer Haarseife weniger an Stoffen steckt.

Im Folgenden werde ich nicht auf jeden einzelnen Inhaltsstoff, der in einem handelsüblichen Flüssigshampoo verwendet wird, eingehen, sondern auf die wichtigsten: Tenside und Silikone. Diese sind unabhängig von der Marke und dem Produkt in den allermeisten Fällen identisch — und ich hätte auch ein beliebig anderes herkömmliches Produkt als Beispiel herausgreifen können. Zumeist unterscheidet sich die Zutatenliste bei den verwendeten Farb- und Duftstoffen. Bio-Flüssigshampoos enthalten vielleicht andere oder weniger Tenside, aber funktionieren vom Prinzip her ähnlich — und ich gehe daher in diesem Artikel nicht gesondert auf die Unterschiede im Detail ein.

Flüssigshampoo hat übrigens einen kurzfristigen Effekt. Es lässt das Haar zwar zunächst gut aussehen, macht es auf Dauer aber süchtig. Das heißt, dass das Haar und die Kopfhaut sich an das Shampoo gewöhnen. Deshalb kann es auch etwas dauern, die Haare an Haarseife “umzugewöhnen”. Danach sind die Haare allerdings viel fluffiger und fühlen sich natürlicher an.

Tenside und Silikone?

Bereits einfache Seifen zählen zu Tensiden, die immer dann entstehen, wenn beim Verseifungsprozess Fett und Lauge zusammen gekocht werden. Tenside sind also nicht nur chemische Stoffe, sondern auch Naturprodukte. Man muss nur besser hinschauen: Handelt es sich um ein natürliches Tensid? Ist es ein synthetisch hergestelltes Tensid? Und wenn ja, auf welcher Basis? Pflanzlicher, tierischer oder Erdöl-Basis?

Grob kann man zwischen natürlichen (z.B. Zucker, Stärke) und synthetischen Tensiden unterscheiden. Synthetische Tenside können wiederum auf pflanzlicher, tierischer oder Erdöl-Basis sein. Diese lassen sich wiederum in aggressive und milde Tenside unterteilen.

Synthetische Tenside befinden sich überall: Shampoos, Duschgels, Zahnpasta, Reinigungsmittel und und und! Ihre Waffe ist es, dass sie die Spannung der Oberflächenstruktur zerstören und so aktiv gegen Schmutz und Fett vorgehen können (sie lösen also wasserunlösliche Verschmutzungen). Ein weiterer Effekt, den sie auslösen, ist der Schaum. Wenn es richtig schäumt, dann kann man sicher sein, dass dafür die Tenside verantwortlich sind.

Wie dem Beispiel-Produkt entnommen (Tabelle 1) sieht man, dass das Shampoo viele Tenside enthält. Es enthält unter anderem Sodium Laureth Sulfate (SLeS) und Sodium Lauryl Sulfate (SLS). Das sind die bekanntesten Tenside, die der aggressiven Anionischen-Tensid-Gruppe angehören. Das Problem hierbei ist, dass sie hautreizend wirken und Allergien auslösen können. Zu den milden Tensiden (Nichtionische Tenside) gehören zum Beispiel Kokostenside und Zuckertenside.

Neben Tensiden enthalten handelsübliche Shampoos Silikone, also Weichmacher. Ihre Aufgabe ist es, die Haare geschmeidig und kämmbar zu machen. Für diesen Effekt bezahlen die Haare allerdings mit ihrer Gesundheit. Silikone lösen sich während des Waschvorgangs in Wasser nicht auf und lagern sich somit auf jedem einzelnen Haar an. Bei jeder weiteren Anwendung umschließen sie die Haare immer mehr und verkleben sie, was dazu führt, dass sowohl die Haare als auch die Kopfhaut keine Schadstoffe mehr ausatmen können. Letztendlich kann dies zu Juckreiz, geröteter Kopfhaut, Schuppen, Allergien etc. führen.

Tenside, Silikone und die Umwelt: keine nachhaltige Freundschaft

Grundsätzlich sind alle Tenside aquatisch toxisch, also giftig, wenn sie ins Wasser gelangen. Bei den natürlichen Tensiden (die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden) ist dies jedoch kein allzu großes Problem. Aufgrund ihrer einfachen chemischen Struktur (lineare Kohlenstoffketten) sind sie sehr schnell abgebaut. Viele natürliche Tenside basieren allerdings auf Palmöl. Für den Anbau von Palmöl werden leider riesige Flächen des Regenwaldes abgeholzt. Daher sollte man Palmöl-Produkte ebenfalls meiden.

Sowohl synthetische Tenside als auch Silikone sind zum größten Teil auf Erdöl-Basis hergestellt. Dies ist nicht nur für die Gesundheit der Haare problematisch, sondern auch für die Umwelt. Aufgrund ihrer chemischen Struktur zersetzen sie sich nur langsam und sie bleiben über Jahre in der Natur. Tenside werden zwar durch spezielle Verfahren in den Kläranlagen teilweise abgebaut, dennoch können sie über Klärschlamm ins Gewässer und in den Boden gelangen. Durch ihre chemische Eigenschaft sind Tenside für Wasserlebewesen gefährlich, so können sie zum Beispiel die Kiemenblättchen von Fischen schädigen. Dies kann zu einer höheren Durchlässigkeit von Gift (Schwermetalle, Pestizide) und letztlich zu einem toxischen Tod führen. Silikone wurden bereits in Pflanzen, Fischen, Futtermitteln nachgewiesen. Zusätzlich gelangen sie auch über die Nahrungskette zu dem Menschen. Silikone gehören zu den biologisch kaum abbaubaren Kunststoffverbindungen.

Haarseife vs. festes Haarshampoo

Festes Haarshampoo ist im Prinzip wie normales Shampoo, dem allerdings nur die Flüssigkeit entzogen wurde. Ich habe mir einige Produkte und deren Inhaltsstoffe angesehen. In einigen war das gleiche Tensid Sodium Lauryl Sulfate (SLS) vorhanden, wie in unserem Beispiel-Produkt eines herkömmlichen Flüssig-Shampoos. Der wesentliche Pluspunkt hierbei ist, dass ein solches festes Shampoo ohne eine Plastikverpackung auskommt. In einem anderen Produkt befand sich ein anderes Tensid Sodium Lauryl Sulfoacetate (SLSA). Diese werden vor allem in der Naturkosmetik eingesetzt. Sie sind allerdings auch umstritten, jedoch auf jeden Fall besser als zum Beispiel SLS, SLeS oder Ammonium Lauryl Sulfat (ALS).

Härtegrad des Wassers: Was ist eine Kalkseife?

Zusätzlich kommt es auf den Härtegrad des Wassers an. Dies kann je nach Region oder Stadt variieren. Ist das Wasser hart, bildet die Seife dann Kalkseife. Dadurch wird die Waschkraft reduziert, sie schäumt weniger und es können Reste von der Kalkseife im Haar zurückbleiben. Für die Haare ist dies aber unbedenklich. Einzig das Aussehen der Haare ist dann nicht so: Sie können fettig aussehen und sich klamm anfühlen. Dem kann man mit einem kleinen Trick entgegen wirken: Die Haare nach dem Waschen kurz mit einer sauren Rinse (1 Liter Wasser + zwei Esslöffel Zitronensaft) durchspülen.

Haarseife – die beste Alternative für gesundes Haar und nachhaltige Freundschaft mit der Umwelt

Eine gute Haarseife kommt ohne synthetische Stoffe aus: keine Silikone, keine Tenside. Selbst Duft- und Farbstoffe sind überflüssig (gute ätherische Öle sind aber kein Problem). In der zweiten Tabelle habe ich ein Beispiel-Produkt mit Inhaltsstoffen einer guten Haarseife aufgelistet.

Zusätzlich kann man darauf achten, ob bei der Herstellung eurer Haarseife bereits eine vorgefertigte Seifenmasse oder reines Öl verwendet wurde. Stehen Sodium Palmate oder Sodium Cocoate auf der Verpackung wurde eine vorgefertigte Seifenmasse genommen. Im unverseiften Zustand heißen die Inhaltsstoffe zum Beispiel: Cocos nucifera oil (Kokosöl) oder Olea europaea oil (Olivenöl).

Ich verwendete seit rund drei Monaten nur noch Haarseife. Am Anfang musste ich ein wenig herumexperimentieren, die richtige für mein Haar zu finden, zumal das Wasser bei uns in Berlin leider sehr hart ist. Es hat sich aber gelohnt: Nicht nur fühlen sich meine Haare jetzt flauschiger an, sondern ich mute weder meinem Kopf noch der Umwelt unnötige chemische Tenside und Silikone mehr zu.