Faire Kleidung – bloß keine Chemie mehr
Bei unserer Kleidung stellen sich die selben Fragen wie bei unseren Lebensmitteln: Woher kommen die Grundstoffe (Baumwolle, Leinen, Hanf)? Unter welchen Bedingungen werden sie angebaut? Wie wird die Kleidung hergestellt, welche Chemikalien stecken drinnen und wie kommt sie zu uns?
Tonnen von Kleidung werden täglich verkauft. In unzähligen Geschäfte in jedem Dorf, in jeder Stadt, und natürlich online. Bekanntlich steht die Industrie für schnell, billig und effizient. Wer sich ein günstiges Kleidungsstück kauft, begibt sich oft in einen Teufelskreis.
Billig produzierte Kleidung hat ein hässliches Gesicht. Meistens sind es Fabrikarbeiter irgendwo am ärmeren Ende der Welt, die für einen Hungerlohn unsere Kleidung nähen. Zusätzlich werden der Kleidung Gift- und Farbstoffe zugesetzt, die sowohl für die Gesundheit als auch die Umwelt schädlich sind. Es ist der Preis der einer billigen Mode. Das Problem steht allerdings nicht nur für die billige Mode, auch teure Markenklamotten werden unter menschenunwürdigen Bedingungen und Mithilfe von Chemikalien hergestellt.
Klamotten voller Chemie
Wer sich einmal anschaut, was die Etiketten auf den Kleidungsstücken preisgeben, mag sich vielleicht kurz wundern, was Polyester oder Viskose bedeuten. Würden alle chemischen Stoffe, die zum Einsatz kommen, aufgelistet, wären die Etiketten wohl viel länger als eine neue Marken-Jeans.
Polyester und Viskose sind in erster Linie Chemiefasern. Polyester wird (wie die meisten Kunststoffe) aus Erdöl hergestellt und Viskose auf Basis von Zellulose. Mehr als die Hälfte der weltweit verarbeiteten Kleidung besteht heute aus synthetischen Fasern. Nur etwa ein Drittel besteht aus natürlichen Baumwollfasern. Doch auch diese bergen Risiken, wenn sie billig verarbeitet sind oder schädliche Chemikalien zum Einsatz kommen.
Unser Körper atmet Tag und Nacht Chemie ein
Nonylphenolethoxylate (NPE oder NPEO) werden bei Reinigungs- und Färbeprozessen eingesetzt. Sie sind wasserlöslich und zerfallen bei der Herstellung in Nonylphenol (NPE), das auf natürliche Weise fast gar nicht abbaubar ist und daher Fische und andere Wasserorganismen gefährdet. Ebenso kann es die menschliche Gesundheit gefährden, da es sich im Körper anreichert. In der EU ist es zwar seit Jahren verboten, aber es findet sich immer wieder in importierter Kleidung, da es schier unmöglich ist, alles zu kontrollieren.
Phthalate sind Weichmacher, die zumeist dafür eingesetzt werden, um Kunststoff biegsam zu machen. Doch sie kommen auch in der Textilindustrie vor (Kunstleder und Gummi). Phthalate sind Giftstoffe, die massiv schädigend sein können (z.B. bei der Fortpflanzung).
Perfluorierte Tenside werden sehr häufig verwendet. Sie werden vor allem dafür verwendet, um Kleidung schmutz- und wasserabweisend zu machen (z.B. bei Outdoorkleidung). Perfluorierte Tenside sind aber in der Umwelt kaum abbaubar und sammeln sich im Organgewebe an.
Und es gibt unzählige weitere chemische Namen, die ich aufzählen könnte. Sie haben eines gemeinsam: Sie sind nicht gesund und sollten der Haut fern bleiben.
Ökologische Kleidung
Bei ökologisch produzierter Kleidung wird darauf geachtet, dass die Rohstoffmaterialien aus nachhaltiger bzw. ökologischer Produktion stammen und die Arbeiter fair behandelt werden.
Die Grundstoffe dürfen zudem nicht chemisch gedüngt und mit Pestiziden behandelt werden.
Achtet beim Kauf, woher das Kleidungsstück kommt. Auch faire Kleidung kann in der Türkei oder in Indien hergestellt sein. Aber es gibt Projekte, bei denen vor Ort faire Arbeitsbedingungen und chemiefreie Produktion gewährleistet werden.
Ökologisch und giftfrei ist leider auch teurer. Vor allem billige Kleidung enthält Giftstoffe und ist im Herstellungsprozess eine Katastrophe für die Umwelt. Ich möchte bewusst damit umgehen und lieber selten ein Kleidungsstück kaufen, aber dafür auf die Stoffe und die Herkunft achten.
Tipp: Upcycling. Habt ihr Reststoffe? Bettwäsche oder Handtücher? Achtet dabei auch auf die Qualität und den Stoff. So können Bienenwachstücher aus alten Baumwollhandtüchern oder Leinen herstellt werden. Eine Anleitung dazu teile ich bald auf diesem Blog. 🙂